2008.2018


Mahnmal

aus dem Booklet Mensch und Nachbar: Barbara Horvath


Shoah 2008

Die Recherchen vor Entwurfsbeginn haben gezeigt, dass auch nach 70 Jahren viele historische Tatsachen bezüglich jüdischen Lebens in Lockenhaus verborgen und verleugnet werden. Dieser Umgang mit der gemeindeeigenen Vergangenheit wurde symbolisch umgesetzt. Nur durch das Einnehmen einer bestimmten (Körper-) Haltung erschließt sich die Bedeutung des Denkmales.

Dieses besteht aus einem stählernen Sockel und drei Tafeln aus heimischem Rechnitzer Grünschiefer. Die gekantete Stahlplatte ragt vorne schräg aus der Erde, um dann nach hinten in einer schiefen Ebene wieder abzufallen. Hier befinden sich drei parallele Schlitze, in welche die Steintafeln eingelassen sind.

Die Tafeln dienen nicht nur als Träger des Textes, sondern weisen auch diverse Ausnehmungen auf. Es entsteht ein Wechsel aus Verdecken und Freilegen. Je nach Körpergröße und jeweiligem Blickwinkel muss der Betrachter ein paar Schritte vor- oder zurückgehen, um alle Elemente des Textes wahrnehmen und somit antizipieren zu können, inklusive einer Verneigung in Richtung des ehemaligen jüdischen Bethauses.


Shoah 2018

Auch heuer, zehn Jahre später, haben wir versucht, noch bestehende Unklarheiten in den Lebensläufen der Lockenhauser Juden zu schließen. Nachfahren der Familie Stössel in England und Israel konnten hilfreiche Details liefern, -so liegt der Stammbaum der Familie Stössel nun in genauestmöglicher Form vor. Es war uns ein besonderes Anliegen alle betreffenden Namen minutiös aufzuarbeiten, die Personen korrekt zu benennen, die Daten und Zusammenhänge zu verifizieren.

Ein Ergebnis war, dass wir zur Einsicht kamen, dass zwei Namen am Mahnmal hinzuzufügen sind: Regina Stössel, geb. Blum und ihre Schwester Berta Stössel. Regina, die Ehefrau von Max und Mutter der fünf verzeichneten Kinder, Berta, die Mutter von Meir und Schwägerin von Julie. Sie stammen aus Krumbach, lebten aber lange Zeit in Lockenhaus. Und gehören somit auf die Gedenktafel.

Wir laden dazu ein, die Daten am Mahnmal genau zu studieren, ebenso den Stammbaum der Familie Stössel. Man möge vor allem der ermordeten Kinder gedenken, sich die Erzählungen über den wohltätigen Dr. Süss zu Herzen zu nehmen. Sich das Ausmaß der Tragödie vor Augen führen. Innehalten.