Geschichte zum Brief von Gerty
Das Jahr 1938
In Lockenhaus, einem Dorf in Österreich, lebte in einem Haus am Ende der Hauptstraße, nahe des Dorfplatzes die Familie Stoessel. Heute befindet sich dort das Café Heilig*. Wir denken das der Name "Heiliger* Kaffee" auch von der Heiligkeit der ursprünglichen Pächter zeugt. (*Anmerkung: Hier liegt ein Lesefehler vor, das Cafe heißt Heiling und nicht Heilig)
Der Vater Nathan-Ignatz, die Mutter Gittel-Käthi und ihre sieben Kinder: Mordechai (25 Jahre), Yonka (24), Yehudith (21), Moshe (19), Shmuel (17), Romi-Avraham (15) und Rozi (13).
Eine andere Familie Stossel lebte in der Nähe*. Der Vater Max-Mordechai-Zvi, die Mutter Regina-Recha und ihre fünf Kinder: Wilhelm (19 Jahre), Moritz-Moshe (17), Sophie (16), Gerty-Gertrude (10) und Johanna (9). Die Mütter der beiden Familien, Gittel und Regina, sind Schwestern aus die Familie Blum. Die Väter Nathan und Max sind Cousins und Cousinen. (*Anmerkung: Man weiß heute, dass die Familie des Max Mordechai zu dieser Zeit in Oberwart gemeldet war, wo sie 1938 gewohnt haben ist unklar)
Im März 1938 fielen die Nazis in Österreich ein (Anschluss). Einen Monat später, am ersten Tag des Pessach-Festes (unmittelbar nach dem ersten Pessach-Seder), informierten die Deutschen alle Juden in Lockenhaus, dass sie ihre Häuser sofort verlassen müssen. Die Stössel-Familien gingen nach Wien. Die Thorarollen wurden von Nathan der Schiff-Schul-Synagoge anvertraut und er bat barmherzige Juden um eine Unterkunft für sich und seine Familie.
Yonka, war die Erste (Schwalbe), die nach England fliehen konnte, sie fand dort einen Job und traf ihren zukünftigen Ehemann. In der Nacht (engl. Kristallnacht) vom 9. November, als die Synagogen in Brand gesteckt wurden, wurden auch die Thorarollen vernichtet und Nathan wurde, wie viele andere Juden, drei Tage lang geschlagen und misshandelt
Etwa einen Monat später erklärten sich die Briten bereit, Kinder aus Österreich, Deutschland und der Tschechische Republik aufzunehmen, die sogenannten „Kinder-Transporte“ wurden gestartet. Gittel beschloss, Romi und Rozi nach England zu schicken und sie bot ihrer Schwester Regina an, auch Gerty und Johanna mitzuschicken. (Die anderen Kinder entsprachen nicht den Alterskriterien). Sie sollten Yonka treffen, die ja bereits in England war.
Regina entschied, ihre Kinder nicht nach England zu schicken und teilte ihrer Schwester mit, es wäre für die Familie besser, wenn sie alle zusammenblieben.
Das Jahr 1943
Gittel's Familie wurde getrennt, aber sie konnten alle aus Österreich fliehen. Gittel und Nathan konnten gemeinsam mit Judith ebenfalls nach England ausreisen und folgten somit Yonka, Romi and Rozi. Max-Mordechai, Moshe and Shmuel gelangten auf getrennten Wegen nach Israel.
Reginas Familie hat sich nicht getrennt. Gemeinsam überlebten den Krieg in Wien, und in der zweiten Hälfte des Jahres 1943 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Gerty, jetzt bereits fünfzehn Jahre alt, schickte eine Postkarte an ihre beste Freundin Ella Rosner.
Das Jahr 1944
Regina's family war noch immer nicht getrennt worden voneinander. Sie überlebten gemeinsam und wurden auch gemeinsam mit einem der letzten Transporte von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht, wo sie in den Gaskammern ermordet wurden. Soweit wir wissen, was es zu Simchat Torah holiday (9. October-1944).*
"Beloved and lovely, in life and in death they were not divided"
"Beloved and lovely, im Leben und im Tod waren sie nicht getrennt"
70 Jahre später
Elli Rosner ist 2014 verstorben.Ihr ganzes Leben lang behielt sie die Postkarte, die sie von ihrer guten Freundin Gerty Stoessel erhielt. Nach ihrem Tod fand ihre Enkelin Tamara Schrems-Agia die Postkarte und begann nach Gerti's Verwandten zu suchen. Über die GENI-Website und Facebook, fand sie die Tochter von Romi-Avraham Stossel (die Cousine von Gerty Stoessel) und schickte ihr die Postkarte.
Die Postkarte und die Geschichte wurden von Yonit Blubstein & Itzchak Stossel, Kinder von Romi-Avraham Stossel und Tamara Schrems-Agia, Enkelin von Elli Rosner an "Yad-Vashem" übergeben.
(*Anmerkung: Moritz Stössel wurde, wie Recherchen ergeben haben, bereits vor seiner Familie von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und kurz nachdem seine Familie in Auschwitz ankam, weiter nach Dachau gebracht, wo er 1945, kurz vor Ende des Krieges, starb.)
Übersetzung von Ruth Patzelt